Be real - Politik live!
Podiumsdiskussion zur Landtagswahl 2022 am BORG Innsbruck
Im Hinblick auf die Tiroler Landtagswahlen am 25. September 2022 organisierten Schüler*innen der 8m und 9m am 16. September eine Podiumsdiskussion im Festsaal. Geladen waren alle Schüler*innen der siebten Klassen, um ihnen als Erstwähler*innen einen guten Einblick in die Tiroler politische Landschaft zu ermöglichen. Auf dem Podium saßen Vertreter*innen aller sechs Landtagsparteien:
Daniel Holzer (Liste Fritz), Sophia Kircher (ÖVP), Elisabeth Mayr (SPÖ), Michael Mingler (Die Grünen), Yannik Shetty (Neos) und Fabian Walch (FPÖ).
Moderiert wurde die Diskussion von Hannah Koller und Florentina Eberharter aus der 8m. In der zwei Stunden dauernden Veranstaltung wurden sowohl von den Moderatorinnen als auch vom Publikum Fragen zu den Themen Bildung, Jugend, Umwelt, Flüchtlingspolitik, Inflation und Energie gestellt und von den Politiker*innen lebhaft diskutiert.
Eindrucksvoll war die Ernsthaftigkeit, mit welcher das Organisationsteam die Veranstaltung vorbereitet hatte. Schon im Juni waren die Parteien angeschrieben und der Kontakt mit den PolitikerInnen hergestellt worden, in der ersten Schulwoche fanden dann mehrere Schüler*innentreffen statt, um die Rahmenbedingungen festzulegen: Wer will und kann moderieren? Wie viele Mikrofone stehen uns zur Verfügung? Wie soll die Sitzordnung am Podium aussehen? Welche zeitlichen Vorgaben gelten? Welche Klassen werden eingeladen? Wie viel Zeit wird den Politiker*innen für ihre Statements eingeräumt? Wer ist die/der Hüter*in der Zeit und wie streng darf/muss diese*r durchgreifen? Welche Themen sind für uns von größtem Interesse? Wie beziehen wir die Fragen der Klassen im Publikum mit ein? Geben wir den Politiker*innen Raum, um auch untereinander zu diskutieren? All diese Optionen wurden sorgfältig ausgelotet und Entscheidungen schließlich gemeinsam gefällt.
Das Echo der PolitikerInnen nach der Veranstaltung war dementsprechend ein sehr positives – das BORG sei die einzige Schule gewesen, an der eine derartige Diskussion stattgefunden habe, und sowohl die Gestaltung als auch das professionelle Auftreten der beiden Moderatorinnen Florentina Eberharter und Hannah Koller hatten die TeilnehmerInnen beeindruckt.
Wie wirkte nun umgekehrt der Auftritt der Politiker*innen auf unsere Schüler*innen? Lobend erwähnt wurde die generelle Bereitschaft, sich für Schüler*innen ausgiebig Zeit zu nehmen – und das in der Periode des intensivsten Wahlkampfs. (Fabian Walch und Daniel Holzer standen eine Stunde nach Ende der Veranstaltung immer noch in Schüler*innengespräche vertieft im Festsaal.) Die Diskussionsteilnehmer*innen vermittelten den Eindruck, dass sie für die Anliegen des jungen Publikums ehrliches Interesse zeigen und Hinweisen und Vorschlägen aus dem Publikum tatsächlich Gehör schenken. Viele Vorhaben, die von den Volksvertreter*innen skizziert wurden, stießen auf Zustimmung, manche Schüler*innen zweifelten jedoch an der Umsetzbarkeit gewisser Pläne. Oder sie hatten den Eindruck, dass auf die Art und Weise, wie diese verwirklicht oder finanziert werden könnten, zu wenig eingegangen wurde. Andere Äußerungen – insbesondere einige von Fabian Walch von der FPÖ – wurden sowohl von Diskutierenden als auch vom Publikum scharf kritisiert. Auch die Vorgangsweise, dass in manchen Wortmeldungen die Kritik an politischen Mitbewerber*innen harsch ausfiel und breiteren Raum einnahm als die Präsentation eigener Ideen, wurde von manchen Schüler*innen mit Verwunderung und Skepsis zur Kenntnis genommen.
Die Frage, ob die direkte Begegnung mit den Politiker*innen nun die Wahlentscheidung erleichtert habe oder nicht, wurde unterschiedlich beantwortet. Manche Schüler*innen vertraten die Meinung, es sei nun noch schwieriger geworden, eine Entscheidung zu treffen, andere hingegen fühlten sich bestärkt in ihrer Wahl bzw. sie hatten nun ein deutlich klareres Bild davon, welche Partei wofür steht. Aber auch Dilemmata taten sich auf: Das Auftreten und die hier geäußerten Argumente einer Person konnten durchaus überzeugen, obwohl man deren Partei bis jetzt abgelehnt hatte oder immer noch kritisch sah.
Die Auseinandersetzung mit politischen Themen und das Reflektieren über die eigenen Positionen hat die Begegnung mit den Politiker*innen mit Sicherheit befördert und insofern kann das dem Artikel vorangestellte „Be Real“ in zumindest zweifacher Hinsicht verstanden werden: „Be real!“ als Ermunterung an uns alle, die wir im Publikum saßen: Suchen wir den direkten Austausch mit Menschen, die politische Verantwortung tragen, und konsumieren wir nicht nur die von Medien vermittelten Bilder und Informationen. „Be real!“ aber auch als Appell an Politiker*innen, authentisch und ehrlich zu sein und den Realitätssinn nicht zu verlieren. (Im Zuge des zu Ende gehenden Präsidentschaftswahlkampfs erwecken manche Kandidaten hingegen den Eindruck, dass sie diesen Wunsch der Bevölkerung, sie mögen sich authentisch geben, zu wörtlich genommen haben. Dies führte beispielsweise zu „Cojones-Sagern“ und Gesangseinlagen, auf die wir getrost verzichten hätten können. Aber das wäre eine andere Geschichte ….)
Herzlicher Dank gilt allen sechs Politiker*innen, die ihre Zeit einem respektvollen Austausch mit jungen Leuten gewidmet haben, unserer Direktorin Inge Bulckens für die Begrüßung, Markus Juen für die Technik und dem Organisationsteam aus der 8m und 9m:
Kalina Chouperliev, Florentina Eberharter, Theresia Fritz, Clara Gapp, Finja Gehmacher, Fara Graf, Rita Huber, Julia Janiczek, Hannah Koller, Magdalena Kurz, Christian Saurwein und Livia Thurner
Bericht: Finja Gehmacher (9m) und Bettina Harandi-Riedmann (Lehrerin für Geschichte und Politische Bildung)