Warum Open Source Software
Freie und Open Source Software im Bildungsbereich
Die Schule soll den Jugendlichen jene Kenntnisse vermitteln, die zum Verständnis und zur Teilhabe an der modernen Welt notwendig sind. Weiters muss die Basis gelegt werden, dass die junge Generation mit Verständnis den zukünftigen Herausforderungen begegnen kann. Aus diesen Tatsachen lassen sich mehrere Folgerungen für den Unterricht ableiten:
- Informatikunterricht darf sich nicht auf Anwenderschulung beschränken.
- Informatikunterricht muss sich auf informatische Kompetenzen konzentrieren
- Zentrale informatische Kompetenzen müssen mit freier Software realisiert werden
- Linux als freies Betriebssystem muss SchülerInnen vertraut gemacht werden.
Auch im Alltag in den Klassenräumen ist es sinnvoll Linux-Betriebsysteme und freie Software einzusetzen. Dies ist in finanzieller Hinsicht und in der Entwicklung von IT-Kompetenz nachhaltiger als die Auslagerung dieses Bereichs an große Softwarekonzerne wie Microsoft.
Dies soll in der Folge genauer begründet werden:
Freie Software dominiert die IT-Landschaft
Die heutige IT-Landschaft ist dadurch geprägt, dass sich Softwareentwicklung mit offenem Quelltext (freie bzw. Open-Source-Software) fast überall durchgesetzt hat. Die zentralen Serverdienste des Internet (Nameserver, Webserver) waren immer schon zum Großteil durch freie Software realisiert (zum Beispiel: BIND, Apache ). In den letzten 2 Jahrzehnten hat sich auch in vielen anderen Bereichen das Paradigma der freien Software durchgesetzt.
- Jeder der 500 weltweit leistungstärksten Großrechner verwendet das freie Betriebsystem Linux (Link: top500.org)
- Über 80% der Smartphones und Tablets verwenden das freie Betriebsystem Linux
- In fast jedem internetfähigen Gerät vom Switch, Router bis zum DVD-Player steckt Linux (Link: open source bei Ford).
- Wissen ist durch die freie Plattform Wikipedia in bisher nicht gekanntem Umfang frei verfügbar.
Freie Software aller Art ist der Nährboden für die sich rasant entwickelnden neuen digitalen Dienste. Die neu entstandenen IT-Konzerne wie Google, Amazon, Twitter, Facebook, Netflix verwenden und entwickeln in großem Umfang freie Software. Die großen IT-Konzerne kaufen ihre sicherheitskritische Software nicht bei der Konkurrenz ein, sie können mit Open-Source Software selbst die Kontrolle über die sichere Produktentwicklung bewahren.
Beispiele
- Amazon unterstützt FOSS
- Open Source bei Amazon
- Netflix
- Auch die digitale Infrastruktur der Clouddienste fußt zum Großteil auf freier Software (der Markführer bei Clouddiensten Amazon setzt Open-Source-Virtualisierung XEN bzw. KVM ein)
Sogar bei Microsoft setzt sich ebenfalls Open Source Software durch. Der hauseigene Browser Internet Explorer wurde eingestellt, und der neue Microsoft-Browser Edge verwendet ebenfalls freie Software als Kernkomponente. (siehe: Microsoft nützt künftig Chromium). Damit verwenden alle relevanten Browser (Chrome, Firefox, Edge, Safari ...) im Kern freie Software.
Ich kann die Kontrolle über meine Software behalten
Bei freier und Open Source Software (FOSS) liegt der Quelltext offen vor. Der Benutzer kann sich darauf verlassen, dass die Experten der Open-Source-Community den Quelltext studiert haben und die Funktionen der Software bekannt sind. Bei proprietärer Software wird nur der von Menschen nicht lesbare Maschinencode installiert und es kann nicht überprüft werden, was die Software eigentlich genau macht und ob Funktionen implementiert sind, die Datenschutz oder Anwenderinteressen verletzen. So kann zum Beispiel bei Windows 10 nicht überprüft werden, welche Benutzerdaten in den Rechenzentren von Microsoft landen.
Freie Software ist für alle auf jedem Betriebssystem verfügbar, Lernen durch freien Zugang ist immer möglich
Die Schule soll Grundlagen in Informatik und nicht bloße triviale Anwenderkenntnisse vermitteln. Dazu ist nur Freie und Open Source Software (FOSS) geeignet, weil man mit dieser jederzeit unter die Oberfläche sehen und Arbeitsweise von Programmen und Betriebsystem uneingeschränkt nachvollziehen kann. Das Dateiformat ist offen, die Datenstruktur kann betrachtet werden, und durch das offenen Format ist auch gesichert, dass in Jahrzehnten diese Dokumente noch geöffnet werden können. Wird Anwendersoftware im Unterricht verwendet, kann jeder Schüler für Selbststudium, Hausaufgaben oder für das Nachholen von versäumten Stunden diese Software zu Hause sofort ohne Aufwand und Kosten installieren und damit arbeiten. Es liegt auch in der Verantwortung der Schule zu zeigen, dass es kostenfreie und mindestens ebenbürtige Alternativen zu proprietärer Software gibt, bei der der Nutzer die Kontrolle über seine Privatsphäre behält.
Open Source statt Microsoft Office: Wie sich Schulen aus der Abhängigkeit lösen
Arbeiten und Lernen mit freier Software ist nachhaltiger
Die Abhängigkeit von den wenigen großen Softwarekonzernen kann verringert werden, wenn ein Bewusstsein entsteht, dass man mit freier Software mindestens ebenso gut die notwendige Arbeit verrichten kann. Wertschöpfung und KnowHow durch Support und Programmierung bleiben in Österreich bzw. Europa, IT-Kompetenz im Land wird gefördert.
Zur Zeit erleben wir, wie ein paar wenige globale IT-Konzerne versuchen die Politik in allen Staaten der Erde so zu beeinflussen, dass ihre Geschäftsmodelle durchgesetzt werden können. Dabei wird auch mit massiver Lobby-Arbeit und Bestechung, aber auch mit Falschinformation gearbeitet. US-amerikanische IT-Konzerne müssen Weisungen der US-Behörden und Geheimdienste umsetzen und trotzdem hat sich die Verwaltung der europäischen Staaten vollständig von Microsoft abhängig gemacht.
Wartung und Bereitstellung ist einfacher
Bei proprietären Betriebssystemen hat der Anwender keine Kontrolle mehr, was auf seinem Gerät geschieht. Bei Windows 10/11 ist es nicht mehr möglich, die Kontrolle über die Updates zu behalten. In der Praxis geschieht es auch auf Serversystemen immer wieder, dass nach Systemupdates Serverdienste nicht mehr funktionieren (so funktionierte im Haus der Microsoft-Windows-Druckserver nach einem Update nicht mehr. Derartiges ist uns auf Linux-Servern noch nie passiert). Da bei der Verwendung von FOSS die Kontrolle über das Betriebssystem und die Anwendung vor Ort bleibt, sind diese Systeme sicherer, nachhaltiger und letzten Endes viel einfacher und günstiger zu administrieren.