Musik im Kopf, Musik überall
Probenwoche des Musikgymnasiums in Ossiach
Nach zweijähriger Zwangspause war es endlich so weit, am Montag, den 16. Mai konnten alle Klassen des Musikgymnasiums die Fahrt nach Ossiach in Kärnten antreten. 109 Schüler*innen teilten sich auf zwei Reisebusse auf und verstauten ihr Gepäck und ihre Instrumente. Schon im Bus wurde gesungen und die Vorfreude auf fünf intensive gemeinsame Tage außerhalb der Schule war spürbar.
Für vier der fünf Klassen waren Unterkunft und Ambiente im Stift Ossiach neu und das Staunen groß: Eine schönere Umgebung und idealere Bedingungen, um in verschiedenen Ensembles und auch individuell zu proben, sind wohl kaum vorstellbar. Die Wurzeln des Stifts gehen zurück ins 11. Jahrhundert, seine jetzige Gestalt verdankt es jedoch hauptsächlich einem Ausbau und einer Umgestaltung in der Barockzeit. Unter Joseph II. wurde das Kloster aufgelöst und erlebte eine lange Durststrecke, bis es ab 2006 revitalisiert und zu einem modernen Musik- und Veranstaltungszentrum ausgebaut wurde. 2009 wurde es als „Carinthische Musikakademie Stift Ossiach“ der Öffentlichkeit und so auch dem BORG Innsbruck zugänglich gemacht, das jetzt bereits zum dritten Mal hier zu Gast sein durfte. Es stehen hier der neugestaltete Alban-Berg-Saal, ein prächtiger Barocksaal und dem Chor ein großzügiger Raum im ausgebauten Dachgeschoß zur Verfügung, die sowohl akustisch als auch ästhetisch eindrucksvoll sind, daneben zahlreiche kleinere Übungszimmer und -kojen.
Im Mittelpunkt dieser Woche stand selbstverständlich das intensive Proben in den unterschiedlichen Formationen: im Chor und Kammerchor, Symphonieorchester und Symphonischen Blasorchester. Das Motto, unter dem das große Konzert des Musikgymnasiums dieses Jahr steht, lautet – lang ersehnt – „Vorhang auf!“. Das Programm spannt einen weiten zeitlichen Bogen von den Epochen der Renaissance, des Barock, der Klassik, der Romantik bis in die Moderne. Auch die thematische Vielfalt ist groß, beispielsweise wird ein Falke besungen, ein modernes Loblied auf Maria angestimmt oder das Schicksal des Goethe’schen „Egmont“ musikalisch illustriert. Diese Egmont-Ouvertüre von Beethoven wurde im Übrigen im März 2020 intensiv geprobt – bis der Ausbruch der Coronaepidemie viele Aktivitäten des Musikgymnasiums unmöglich machte oder zumindest über einen langen Zeitraum hinweg massiv einschränkte.
Parallel bereitete sich eine beträchtliche Anzahl von Schüler*innen aber auch auf ihre Auftritte bei verschiedenen Wettbewerben wie dem Bundeswettbewerb von „Prima la Musica“, auf Aufnahmeprüfungen und die 9m-Klasse auf die mündliche Reifeprüfung im Juni vor.
Ein Highlight war am Mittwochabend das kurzfristig von den Schüler*innen geplante Serenadenkonzert im Innenhof des Stifts, der eine perfekte Kulisse für eine Blechbläsergruppe, ein Blockflötentrio, ein Klarinettenensemble und ein Querflötenensemble bot. Zur Aufführung kamen Stücke verschiedenster Genres – von Werken von „da Blechhauf’n“, Florian Bramböck über Astor Piazzola bis Chiel Meijering. Der Übergang in einen schwungvollen Volksmusikabend mit Tanz war fließend, die Stimmung ausgelassen und das Tempo der Boarischen steigerte sich stetig.
Es war eine Freude mitzuerleben, mit wie viel Neugierde, Offenheit und Anerkennung sich diese talentierten jungen Musikerinnen und Musiker begegnen, wie sie sich respektieren und sich gegenseitig inspirieren – und nebenbei auch Zeit finden, um Poker, Werwolf, Basketball oder Volleyball zu spielen, baden zu gehen oder am Steg zu sitzen und zu plaudern oder Yogaübungen zu vollführen.
Im Namen des gesamten Musikgymnasiums möchte ich mich bei Wolfgang Schnirzer für die umsichtige Organisation und Leitung der Woche sowie bei Kurt Arnold und Siegfried Portugaller für ihr musikalisches und anderweitiges Engagement und bei Julia Kotter für ihre geduldige und einfühlsame Rundumbetreuung der Schüler*innen herzlich bedanken. Und dem Großteil der Schülerinnen und Schüler möchte ich unsere Anerkennung für ihre Motivation, Freundlichkeit und das Einhalten der Spielregeln aussprechen. Es war eine gelungene und produktive Woche in Ossiach. Der Ort – „Ossiach“ (Osoje) stammt aus dem Slowenischen und bedeutet ursprünglich „Schattseite“ – hat seinem Namen glücklicherweise in keinerlei Hinsicht die Ehre erwiesen. In diesem Sinne – Vorhang auf für das große Konzert des Musikgymnasiums!
Bettina Harandi-Riedmann, KV der 5m