Flucht und Asyl

von BORG Innsbruck
17. Oktober 2022

Ein Workshop der Plattform Asyl in der 7a

Im Rahmen des Deutsch-Unterrichts und des Unterrichtsprinzips Politische Bildung hatten die Schüler*innen der 7a-Klasse am 5. 10. 2022  die Gelegenheit, an einer zweistündigen Veranstaltung mit Vertretern der Plattform Asyl teilzunehmen. Christoph Nussbaumer, der seine langjährige Berufserfahrung in Flüchtlingsheimen einbringen konnte,  und Paul Zimmermann, der sich wissenschaftlich in seiner Dissertation mit dem Thema auseinandersetzt, kamen ins BORG, um mit den Jugendlichen dieses Thema zu erarbeiten.

Als Einstieg formulierten die Schüler*innen ihr Vorwissen bzw. ihre Fragen zum Thema im Stationenbetrieb auf Plakaten. Anschließend wurden die Jugendlichen gruppenweise mit konkreten Biographien von Flüchtlingen konfrontiert, über deren Lebenssituation und Fluchtgründe sie die anderen informierten. Sie gaben auch eine Einschätzung darüber ab, ob diese Menschen in Österreich Recht auf Asyl bekommen würden. Ausgehend von den Ergebnissen aus den Gruppenarbeiten informierten die Referenten über die Genfer Flüchtlingskonvention (die eigentlich auf die historische Situation nach dem Zweiten Weltkrieg zugeschnitten und deshalb schon etwas veraltet ist) und in Österreich anerkannte Fluchtgründe sowie über den Status der subsidiär Schutzberechtigten.

Es wurde dabei auf Fragen der Schüler*innen, die sich teilweise sehr informiert zeigten, eingegangen und vor allem auf einfühlsame Weise die Situation von Flüchtlingen dargestellt, die meist dreifach traumatisiert würden : einmal durch die Erlebnisse in ihrem Herkunftsland, dann auf der Flucht und letztlich auch bei der Ankunft bzw. Aufnahme in einem ihnen völlig fremden Land. Sehr eindringlich wurde auch vermittelt, dass ein Staat normalerweise seine Bürger*innen bei Problemlagen beschützen sollte, was aber im Gegensatz zu Staaten wie Österreich nicht in allen Ländern der Welt der Fall ist. Die Referenten machten auch deutlich, wie schwierig es eigentlich ist,  nach Österreich, das von sogenannten sogenannten Drittländern umgeben ist, zu kommen und hier überhaupt um Asyl anzusuchen. Deshalb sei es auch – sinngemäß wiedergegeben - nicht gerechtfertigt, das Flüchtlingsproblem aufzubauschen, um politisches Kleingeld daraus zu schlagen.

Abschließend wurden von den Schüler*innen die eingangs gelesenen Flüchtlingsbiographien nochmals mit dem im Workshop erworbenen rechtlichen Wissen beurteilt : Asyl in Österreich – ja oder nein ? Ein interessantes Detail war, dass in Österreich die Erstgespräche mit Asylwerbern und Asylwerberinnen, bei denen eine solche Entscheidung durchaus getroffen wird, laut dem Workshopleite  von Maturant*innen mit Zusatzausbildung (nicht etwa von ausgebildeten Jurist*innen !) abgewickelt werden.

Wir bedanken uns bei der Aktion « Langer Tag der Flucht », die diesen Workshop in ihr Programm für Schulen aufgenommen hat. Hier einige Auszüge aus dem – insgesamt sehr positiven - Feedback der 7a zu dieser Veranstaltung,
« Die beiden Leiter, Christoph und Paul, haben diesen [Workshop] recht abwechslungsreich gestaltet und uns die oft traurige Realität klar vermittelt. Die tragischen Geschichten der Flüchtlinge haben mich persönlich sehr berührt. »
« Mir persönlich hat das gemeinsame Überlegen, ob eine Person in Österreich bleiben darf oder nicht, am meisten gefallen.Natürlich war ich über die Ergebnisse geschockt, allerdings weiß ich jetzt besser darüber Bescheid. […] Die Referenten waren freundlich und offen, was das Arbeitsklima sehr erleichtert hat. »
« Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, solche Workshops in Schulen zu machen, denn viele Jugendliche kennen sich nicht gut mit dem Thema aus, weil sie denken, dass es sie sowieso nicht betrifft. Dennoch ist es wichtig, sich zu informieren. »
« Am besten fand ich, als wir die Gründe durchgegangen sind und differenziert haben, ob diese in Asyl oder Kein Asyl eingegliedert werden. »
« Mir war zum Beispiel vorher nicht bewusst, dass ein Asylantrag sogar bis zu 11 Jahre dauern kann. […] Ich wusste nicht, dass man generell bei einem Asylantrag beweisen muss, dass einem die Tat, wegen der man flüchten musste, wirklich widerfahren ist. »
« Die Missstände im System erschüttern einen bis aufs Mark. »
« Zudem gefiel mir der spielerische Ansatz zu so einem ernsten Thema sehr gut. Wir durften Geschichten von Betroffenen hören und konnten diese dann besprechen und Fragen dazu stellen, ohne, wie es im regulären Unterricht oft der Fall ist, das Gefühl zu haben, unter Zeitdruck zu stehen. »
« Dieser Workshop hat mir auch gezeigt, dass in unserer Welt sehr viele schlimme Sachen passieren und wir viel Glück haben, dass wir in Österreich leben. »

Bericht : Martina Frick, Kommentare der Schüler*innen