Besuch der Synagoge Innbruck

von BORG Innsbruck
19. Februar 2025

Am 13.01.2025 waren wir, die Klasse 6c, mit Frau Professor Oberforcher und Frau Professor Oberparleiter in der Synagoge von Innsbruck. Sie ist die Synagoge für Tirol und Vorarlberg und auch die einzige in näherem Umkreis. Wir hatten das Glück, dort eine Führung von Stefan Gritsch, dem Sekretär der Israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg zu bekommen.

Schon der erste Eindruck vor der Synagoge in Innsbruck war alles andere als alltäglich: Zwei bewaffnete Sicherheitskräfte standen vor dem Eingang. Ein weiterer Mann, der mit seiner Statur und seinem Auftreten auch als Bodyguard in einem Action-Film hätte durchgehen können, begleitete uns ins Gebäude. Es war schon ein wenig einschüchternd, aber genau das ist leider das Ziel. Obwohl Innsbruck eigentlich ein friedlicher Ort ist, werden jüdische Einrichtungen europaweit streng bewacht. Der Grund: Antisemitische Angriffe und Bedrohungen sind leider noch immer Realität. Die Sicherheitskräfte sollen nicht nur schützen, sondern auch der jüdischen Gemeinde ein Gefühl der Sicherheit geben. Ein trauriger, aber notwendiger Teil der Realität.

Schon beim Betreten der Synagoge wurde klar: Hier sieht es ganz anders aus als in christlichen Kirchen. Die Wände waren schlicht, ohne aufwändige Verzierungen, aber dafür schmückte ein wunderschön aufgemalter Sternenhimmel die Decke. Übrigens zeigt der Sternenhimmel an der Decke die Sternenkonstellation vom 21. März 1993, dem Tag der Einweihung der Synagoge. Die Einrichtung war minimalistisch, aber man erkannte viele wichtige jüdische Symbole, wie den siebenarmigen Leuchter (=Menora) und den Toraschrein, in dem nicht nur eine, sondern drei Torarollen aufbewahrt wurden. Das liegt daran, dass die Tora von Hand geschrieben wird und deshalb sehr wertvoll ist. Mehrere Rollen zu besitzen, hilft, ihre Lebensdauer zu verlängern. Habt ihr gewusst, dass es für die Tora sogar einen Friedhof gibt, also ein kleines Fach unterhalb des Toraschreins? Wir mussten bei dem Gedanken einer “Torabeerdigung” schmunzeln, aber für Juden ist dies ganz normal, da die Tora als so heilig gilt, dass sie nicht einfach entsorgt werden kann.

Lustig war auch die zufällige Sitzordnung, die wir beim Betreten der Synagoge wählten: Die Jungs setzten sich nach rechts, die meisten Mädchen nach links. Ohne es zu wissen, hatten wir genau die traditionelle Aufteilung in der Synagoge nachgeahmt. Bei normalen Gottesdiensten sitzen Männer und Frauen tatsächlich getrennt, allerdings wird dies in Innsbruck nicht so streng gehandhabt, da die jüdische Gemeinde hier nicht als „sehr” orthodox gilt.

Aber apropos Männer und Frauen: Eine spannende Tatsache ist auch, dass für einen vollständigen jüdischen Gottesdienst, welcher auch eine Lesung der Tora beinhaltet, es einen Minjan benötigt, also die Anwesenheit von mindestens zehn jüdischen Männern. Wenn diese Mindestanzahl nicht erreicht wird, kann der Gottesdienst zwar stattfinden, aber ohne das öffentliche Vorlesen der Tora und bestimmte Gebete. Da die jüdische Gemeinde in Innsbruck allerdings eher klein ist, ist es häufig schwer, diese Mindestanzahl zu erreichen und es gibt manchmal auch nur einmal im Monat einen vollständigen Gottesdienst.

Und ein letzter interessanter Fakt: Es gibt im Judentum einen sogenannten Kantor. Er ist für das Vortragen der Tora zuständig. Allerdings liest er nicht nur vor, sondern es ist eher eine Art Sprechgesang, wobei es eine spezielle, fix vorgeschriebene Melodie gibt. Da es allerdings in der Umgebung von Innsbruck keinen solchen Kantor gibt, wird er an besonderen Feiertagen aus anderen größeren Städten, wie beispielsweise Wien, eingeladen.

Insgesamt war der Besuch der Synagoge sehr interessant, da Herr Gritsch oft auch auf Gemeinsamkeiten mit dem Christentum und Islam aufmerksam machte. Es gibt erstaunlich viele Gemeinsamkeiten, weshalb es umso wichtiger ist, diese zu erkennen und einander mit Respekt zu begegnen.

Lisa Häusler, Amanda Friedle, 6C